Die Creator Economy ist ja jetzt nicht mehr so neu. Der Begriff ist mir persönlich im 2022 zum ersten Mal begegnet, er ist aber wohl bereits 2021 aus den USA in die deutschsprachige Welt hinübergeschwappt. Als Schreibfreudige (oder eben: Creator) bin ich sofort darauf angesprungen. Was aber ist die Creator Economy, und warum kann sie eine grosse Chance für alle sein, die gerne vom Schreiben leben wollen? Darum geht es in diesem Artikel.
Was ist die Creator Economy?
Die Creator Economy fasst alle Menschen zusammen, die eine „Medienwelt“ um ihren Content aufbauen, also Texte, Bilder, Videos, Audios. 50 Millionen Menschen sollen weltweit in der Creator Economy arbeiten. Dazu zählt auch die gesamte Influencer Economy, die ich hier ausklammere.
Die Akteure in der Creator Economy sind Content Creators. Sie können für ein Unternehmen arbeiten oder sind selbständig und bauen ihr eigenens Creator-Business auf. Letztere nenne ich auch Contentpreneur*innen: Entrepreneur*innen in der Creator Economy, die mit ihrem “educational content”, also mit Lerninhalten, zur Bildung anderer oder zur Lösung eines Problems beitragen. Darum spricht man dann auch manchmal von Educational Creator Economy.
Wie so oft, kommt auch dieser Trend aus den USA, darum ist die Erklärung voll mit englischen Begriffen, für die ich noch keine verständliche deutsche Entsprechung gefunden habe.
Content Creators zeigen ihre Arbeit auf Social Media-Kanälen, weiteren Plattformen, auf der eigene Webseite und verbreiten ihre Inhalte oft über den eigenen Newsletter.
Was ist ein Creator-Business?
Die Antwort ist simpel: um ein Creator-Business handelt es sich, wenn ein Content Creator eigene Produkte oder Dienstleistungen verkauft. Im Gegensatz dazu bewerben Influencer*innen mit ihrem speziellen Lifestyle meistens fremde Produkte.
Creator-Produkte können sein:
- E-Book
- Online-Kurs
- Mitgliedschaft
- Bezahlter Newsletter
- Bezahltes Webinar
- Coaching
Für die Herstellung und den Verkauf dieser Produkte brauchen sie nur Technik und Internet. Keine Vermittler, keine Agenturen, keine Marketinghilfe. Erfolgreichere Contentpreneur*innen haben aber oft ein kleines Team um sich, die ihnen bei der Produktion (Videoschnitt, Podcast-Produktion, …) und im Marketing helfen.
Natürlich bedeutet das auch, dass Contentpreneur*innen selber für den Absatzmarkt sorgen müssen. Das machen sie mit einem geschickten Audience-Aufbau. Dazu später.
Wie funktioniert ein Creator-Business?
Der Aufbau eines gut laufenden Creator-Business besteht grob aus 4 Phasen:
1. Spezialist in einem Fachgebiet
Jeder Creator ist gewöhnlich spezialisiert auf ein Thema, ein Fachgebiet, eine „Nische“. Jedes Fachgebiet (Nische) kann funktionieren, solange sich andere Menschen dafür interessieren. In den meisten Fällen, wählen Creators ein Thema, in dem sie selber schon ein Problem gelöst haben.
Beispiele dafür:
- Balkon erfolgreich bepflanzen
- Excel beherrschen
- Auswandern nach Südamerika
- Schnelle Rezepte für Mütter
- Fahrrad-Reisen in Italien
- Creator-Business aufbauen
- Fit werden zuhause
- …
Typischerweise sind die Themen sehr spezifisch und ziehen entsprechend ein spezifisches Publikum an, das GENAU an DIESEM Thema interessiert ist.
2. Nützlicher Content
Wer als Content Creator erfolgreich sein will, braucht die Aufmerksamkeit von Menschen, die sich für seine Inhalte interessieren. Das geschieht über tägliches Posten von werthaltigen Inhalten (Texte, Videos, Audios, Bilder) auf einem Social Media-Kanal (oder mehreren).
Im nächsten Schritt versucht der Creator das interessierte Publikum von Social Media auf die eigenen Plattform zu bringen. Idealerweise schreiben sich Interessierte in den Newsletter des Creators ein. Die Newsletter-Liste ist „Besitz“ des Creators – ganz im Gegensatz zu den Followern auf Social Media, wo die Abhängigkeit von den Giganten enorm ist.
3. Community aufbauen: Beziehung und Vertrauen
Im Unterschied zu anonymen grösseren Unternehmen, die ihre Produkte verkaufen wollen, haben Contentpreneure einen engen Kontakt zu ihrem Publikum.
Social Media erlaubt eine persönliche Interaktion mit Leser*innen. Fragt eine Leserin also unter einem Post nach, wie etwas gemeint ist, antwortet der Creator im Idealfall persönlich und zeitnah selbst. Durch solche Kontakte kann eine Beziehung entstehen, die grosses Vertrauen schafft.
Eine lebendige Community bietet zudem den Vorteil, dass sich Mitglieder auch gegenseitig helfen können. So entstehen auch Beziehungen zwischen ihnen, was die Community wiederum stärkt.
Natürlich ist das ein Prozess, der Zeit braucht und durchaus 1-2 Jahre dauern kann, bis sich ein Community herausbildet. Vertrauen kommt nicht über Nacht, und eine Community eben auch nicht.
Ausdauer und Konsistenz sind hier ganz wichtig. Wenn nach 3 Monaten täglichem Posten kaum eine Reaktion kommt, ist die Versuchung gross, aufzugeben und sich etwas anderem zuzuwenden, was schnelleren Erfolg verspricht. Was auch viele tun und sich dadurch die Chance vergeben, mit ihrem Creator-Business je Erfolg zu haben.
Stattdessen sind neue Content-Ideen und tägliches (oder wenigstens kontinuierliches) Posten gefragt.
4. Produkt entwickeln und verkaufen
Wenn die Community Form annimmt, kann der Creator ein Produkt entwickeln, basierend auf den Fragen und Rückmeldungen aus der Community. Wer gut auf die Probleme seiner „Fans“ hört, hat die besten Chancen, ein erfolgreiches Produkt zu kreieren.
Das ist natürlich längst nicht das Ende des Prozesses, aber das ist die grobe Basis für ein Unternehmen in der Creator Economy.
Die Grundlage von allem: Online-Schreiben
Ich habe die Creator Economy über das Online-Schreiben von Dickie Bush entdeckt. Mir leuchtet so ein, dass er sagt:
Wenn du jeden Tag öffentlich schreibst, bekommst du unmittelbares Feedback (oder gar keins, was auch ein Feedback ist) und kannst aufgrund davon deine Schreib- und Content-Technik immer mehr verbessern.
Das tägliche Schreiben und Veröffentlichen ist die Grundlage eines Creator-Business. Der Creator lernt nicht nur das Handwerk des Schreibens, neue Content-Ideen entwickeln, evaluieren, verbessern, sondern auch die Interaktion mit seinen Leser*innen.
Zugleich ist das tägliche Schreiben und Veröffentlichen der schwierigste Schritt beim Aufbau eines Creator-Business.
Wer das beherrscht, ist dem Erfolg schon sehr nahe.
Darum bin ich der Meinung: bevor ich überhaupt an ein Creator-Business denke, darf ich mich an die Arbeit machen und jeden Tag meinen Post absetzen.
Es kommt mir vor, als wäre das Online-Schreiben der Eintrittstest in die Creator Economy. Jedenfalls ist es eine enorm wichtige Grundlage.
Warum die Creator Economy für Schreibfreudige so interessant ist
Eben WEIL das Online-Schreiben die Grundlage für ein erfolgreiches Creator-Business ist, haben wir Schreibfreudigen hier einen Start-Bonus. Wem es leicht fällt, sich schriftlich auszudrücken, kann in der Creator Economy sein Element ausleben.
Natürlich gibt es auch Menschen, die mit Videos einen enormen Erfolg haben, aber Schreiben ist die Grundlage für alles, was Contentpreneure in ihrem Business zu tun haben.
Dass du alleine mit Schreiben ein eigenes Unternehmen aufbauen kannst, ohne dass du auf einen Verlag, einen Redaktor oder sonst jemanden angewiesen bist, halte ich für phänomenal.
Im Grunde ists nicht neu. Wir Blogger*innen haben das schon seit Jahren gemacht. Aber das effiziente Ineinandergreifen von Social Media, Content auf der eigenen Webseite, Newsletter und eigenen Produkten, eröffnet einen greifbaren Weg zum eigenen Creator-Business und bedeutet:
Es ist gar nicht mehr so schwierig, vom (Online)-Schreiben leben zu können. Egal, in welchem Fachgebiet du zuhause bist, du kannst dein Spezialwissen jenen Menschen zur Verfügung stellen, die es jetzt benötigen. Das ist auch ein Segen für das niederschwellig zugängliche Lernen im Netz.
Ich mache mich auf den Weg und probiers aus. Und du?
KI ist aber leider eine massive Konkurrenz…ich frage mich, was aus all den Textern wird.
Liebe Doris
Danke für deine Gedanken zu diesem Artikel.
KI ist im Moment für die im Artikel vorgestellte Form von Content keine wirkliche Konkurrenz, weil:
In der Creator Economy steht immer das Personal Branding im Zentrum. Das heisst, es geht alles von einer Person aus, die ihre Geschichte und ihre Gedanken in den Content einbringt. Das ist einzigartig, das kann KI nicht.
Bei Texter*innen ist KI natürlich ein grosses Thema, aber jene, die Qualität abliefern und gute Beziehungen zu ihren Kund*innen haben, lassen sich davon nicht so erschrecken. Kreativität lässt sich bisher noch nicht von KI ersetzen. Texter*innen, die lernen, KI für ihre Arbeit zu nutzen, scheinen gute Aussichten zu haben – soweit man das überhaupt voraussagen kann.
Ist ja jedenfalls eine spannende Zeit, nicht wahr?